Datum: 25.12.2022
Autor: Andreas S.
Im August 1989 gab Dead, der Sänger der Band von 1988 bis 1991, in einem Interview für das Deceibel Storm Mag an, dass es im März 1990 in ein französisches Studio gehen soll, um dabei 10 Songs inklusive dem Demosong "Carnage" aufzunehmen. "When the Vulturs left" und "Burn my Coffin" (später von Marduk für Those of the Unlight eingespielt) waren damalige Arbeitstitel. Vieles bezüglich Touren und dem Album war damals in Vorbereitung und Planung: Neben einer groß angelegten Russlandtour mit 20 bis 30 Konzerten Ende 1989, wofür laut Dead im Deceibel Storm Interview extra Songs geschrieben wurden, die aber nie zustande kam, enstand bereits 1988 bei den Proben eine instrumentale Urversion des Songs "De Mysteriis Dom. Sathanas" (Bootleg-Tape "Ancient Black Cult" / Bootleg-CD "Ghoulism"), an der erst Jahre später weitergearbeitet werden sollte. (Der Song war 1990 fertig gestellt, wurde aber wegen dem nicht verwirklichten Plan, auf einem polnischen Festival zu spielen verworfen, wie Dead in einem Interview an das Battery Zine #5 von 1990 erzählte. Laut seiner Aussage im Slayer Mag Vol. 10 sollte der Titelsong des Albums als letzter Song geschrieben und mit dem ganzen Können der Band ausgearbeitet werden.) Die Realisierung der Pläne wurde vereitelt, wegen der damaligen Situation der Band phasenweise unterhalb des Existenzminimums (kaum Geld und wenig zu essen), wodurch die Arbeiten am Album zum Erliegen kamen; da es zu Auslandstouren kam, welche die Band über Ostdeutschland bis nach Izmir in die Türkei führte, wobei unter anderem die Aufnahme von Live in Leipzig (ursprünglich ein Livedemo) vom 26. November 1990 im Leipziger Eiskeller enstand und dem Selbstmord des Sängers Anfang April 1991. Dead hob die Band auf ein neues Level und brachte eine gewisse Tiefe ein, aber erst nach seinem Tod kam es zur Realisierung des Albums. Nur "Freezing Moon" und "Carnage" sollten im Frühjahr 1990 mit Dead im Studio aufgenommen werden.
Obwohl sich das Gründungsmitglied Necrobutcher wegen des Umgangs mit dem Suizid des Vokalisten von der Band distanzierte und damit weder Sänger noch Bassist vorhanden waren, wurde energischer als zuvor an dem Album gearbeitet. Es stand die Idee im Raum, das Album in Transilvanien aufzunehmen, um die gewünschte Atmosphäre und Authenzität zu erreichen.
Erst im September 1992 begannen in der Grieg Memorial Hall der westnorwegischen Stadt Bergen die eigentlichen Aufnahmen des Albums, die bis in den Sommer 1993 andauerten. Während der Aufnahmen wurde unter Mithilfe von Eirik "Pytten" Hundvin als Produzent, Kristian Vikernes von Burzum am Bass und Snorre W. Ruch alias Blackthorn von Thorns als zweiter Gitarrist (Songwriting) über Monate so lange an den Liedern gefeilt, bis sie für das Album und den Lyrics von Dead würdig waren. Die Heavyness der Songs wurde erreicht, da drei Gitarren- und zwei Bassspuren aufgenommen und übereinander gelegt worden sind. Das jazz-inspirierte Schlagzeug wurde in einem großen Konzertsaal eingespielt ( Black Metal: Evolution of the Cult ), wodurch der hörbare Nachhall entstand, welcher von einem Demo der polnischen Band Vader her seine Inspiration fand (Booklet von Live In Zeitz [Vinyl LP ]).
Am 16. Mai 1992 fand ein Rehearsal für das Album ohne Sänger statt. Mit Ausnahme von "From the dark Past" wurden sieben der acht Stücke geprobt, welche später auf dem Album zu hören sind und kamen als From The Darkest Past (Bootleg) an die Öffentlichkeit. Ende 1992 brachte Euronymous ein Tape in Umlauf mit der Instrumental-Version aller Songs. 2014 wurde diese als limitierte LP in diversen Splatterfarben und CD (A5-CD 100 Stück und Jewelcase 500 Stück) veröffentlicht. Im Frühjahr 1993 entstanden die Aufnahmen für die 2009 veröffentlichte EP Life Eternal mit Rohversionen von 5 Stücken (Cursed in Eternity, Pagan Fears, Freezing Moon, Funeral Fog, Life Eternal).
Man merkt den Unterschied zwischen den simpleren vier alten Songs, die zu Deads Lebzeiten bereits fertig geschrieben waren ( Funeral Fog , Freezing Moon , Pagan Fears und Buried By Time And Dust ), zu den neuen Songs ( Cursed In Eternity , Life Eternal, From The Dark Past (ursprünglich "Materialized in Stone" [Marduk - Opus Nocturne ]) und De Mysteriis Dom. Sathanas ) die durch mehr Melodien und Atmosphäre aufwarten. Die isolierte Situation der Band als Dead am Gesang fungierte wirkte sich auf die Musik aus. Als im Sommer 1991 der Laden Helvete geöffnet wurde, kamen auch neue musikalische Einflüße hinzu. Für den Song "From the dark Past" ist das Mainriff des Songs "Lovely Children" vom Thorns-Demo "Grymyrk" verwendet worden, welches von Euronymous für Mayhem spezifiziert wurde. "Funeral Fog" und "Buried by Time and Dust" bilden einen monotonen schnell gespielten Klangteppich. "Pagan Fears" beginnt leicht melodisch, aber geht aber schnell in die Monotonie über, welche gut den Gesang untermalt. "Freezing Moon", "Cursed in Eternity", "From the dark Past", sowie "De Mysteriis dom. Sathanas" enthalten auflockernde Solos und "Life Eternal" ist zum Großteil ein melodisches Doom-Stück. Trotz der musikalischen Unterschiede hört man, dass alle Stücke den selben Geist aus der Zusammenarbeit von Dead und Euronymous beinhalten, wobei die Brücke von der ersten Black-Metal-Welle der 80er Jahre hin zur zweiten Welle geschlagen wird.
In seinem Abschiedsbrief, welcher in dem Buch Blod, eld, död : en svensk metalhistoria vollständig veröffentlicht ist, erwähnte Dead den Text für den Song "Life Eternal", der sein Vermächtnis an die Band darstellt, aber es im Frühjahr 1991 noch keine Musik dazu gab. Der Text von "Cursed in Eternity" stammt aus der Feder des ehemaligen Bassisten und Texter Necrobutcher, "From the dark Past" lag nur fragmenthaft vor und wurde von Blackthorn vollendet. Für "De Mysteriis dom. Sathanas" gibt es einen hangeschriebenen Text von Dead, wie die Blogspot-Fanseite über den Sänger beweist. Der Beitrag von Fenriz (Darkthrone) mit den Lyrics zu "Dawn of the black Hearts", welcher im Booklet der EP "Life Eternal" abgedruckt ist, wurde wieder verworfen. "Funeral Fog", "Pagan Fears" und "From the dark Past" thematisieren auf verschiedene Weise die dunkle Seite der Karpaten mit ihren alten Legenden und tiefsitzenden Ängsten. "The Dark and the freezing Moon" (so der ursprüngliche Titel 1988/89 in Rehearsal-Bootlegs) und "Buried by Time and Dust" behandeln den Vampirismus. "Cursed in Eternity" öffnet die Abgründe der Hölle und "Life Eternal" offenbart die Sehnsucht nach Tod und Erlösung. Der Titelsong "De Mysteriis dom. Sathanas" beschreibt eine schwarze Messe inmitten von alten Ruinen.
Der Gitarrist und Bandleader Euronymous wurde im August 1993 ermordet und vor der Veröffentlichung des Albums Ende Mai 1994 wurde die Soundqualität aufgebessert. Auf der limitierten EP Life Eternal kann man hören, wie der Sound des Albums von Euronymous ursprünglich geplant war, inklusive eines Drumsolos am Anfang von Funeral Fog.
Das Album entstand mit Unterbrechungen in einem Zeitraum von über 6 Jahren (1988 mit dem Einstieg von Dead, obwohl nach "Deathcrush" 1987 bereits an neuem (Death Metal orientierten) Material gearbeitet wurde, bis zur Veröffentlichung 1994). Durch die radikalen Einschnitte in die Bandgeschichte ergeben sich verschiedene Varianten, die möglich gewesen wären:
I. mit Dead am Gesang, dann wären die Songs alle wie die, die im Frühjahr 1991 schon fertig waren, welche nach Dead genauso klangen wie die alten Songs von "Deathcrush" nur länger und mit Solos als Ergebnis beständiger Bandproben
(Während Dead den "death-way of singing" benutzte, ließ sich Attila Csihar von einer Opernsängerin Atemübungen zeigen, um seine Stimme zu trainieren. Wenn Dead wie ein Sterbender oder Toter klingen wollte, hört sich der Gesang seines Studio-Nachfolgers "lebendig" an. Attila Csihar wurde deswegen als Sänger gewählt, weil Dead die ungarische Band Tormentor mochte, wo Csihar sang und es somit eine Art Tribut an Dead war. Man kann es so sehen, dass es für Dead wichtig war, eine Botschaft mit den Texten zu vermitteln und für Attila Csihar die für ihn vorgegeben Lyrics möglichst künstlerisch darzubieten. [Sowohl Hellhammer als auch Euronymous äußerten sich positiv über den Gesang von Attila Csihar. Euronymous war begeistert darüber, dass es sich anhört wie ein kranker Priester. Durch die Wahl des ungarischen Sängers wurde das Aussergewöhliche des Albums noch unterstrichen.])
II. so wie Euronymous das Album plante, mit einem rauheren Sound und evtl. einer anderen Songreihenfolge wie Informationen bei der EP Life Eternal zu entnehmen ist
(Euronymous wollte einen räudigeren Sound, um das Album bösartiger und in der Tradition des Black Metal der 1980er erklingen zu lassen. Auch sollten die Bassspuren von Vikernes durch Necrobutcher im Sommer/Herbst 1993 neu eingespielt werden, da Euronymous nicht mehr zufrieden war mit dessen konträren Einspiel. ( The Death Archives: Mayhem 1984-94 )
III. die erhältliche Version, wo es in den 1990er Jahren noch verschiedene Ausführungen gab (mit und ohne Lyrics im Booklet und das Cover in einer anderen Farbe [die Kathedrale in lila, anstatt blau und das Bandlogo sowohl in grau als auch in weiß bei manchen Versionen])
(Hellhammer, der Schlagzeuger, hatte nach dem Tod des Gitarristen das Album noch einmal neu abgemischt wegen der Bassspuren von Kristian Vikernes, die er nicht neu einspielen konnte. Der Bass wurde in den Hintergrund gemischt und das Schlagzeug in den Vordergrund, sowie das Drumsolo von Funeral Fog entfernt.)
4 von 5 Sternen mit der Begründung, da das Album veröffentlicht wurde, ohne die beiden ehemaligen Mitglieder Mayhems (Dead und Euronymous als die treibenden Kräfte der Band) zu berücksichtigen, die sicher ihre Einwände gehabt hätten, dass an ihrer Vision (oder Version) etwas verändert wurde:
-Mit Dead am Gesang wäre das ganze Album so ausgefallen, wie es bei den beiden Songs der Studioaufnahmen von 1990 zu hören ist und ginge in Richtung Black/Death Metal der 80er Jahre als hörbare Erfahrung der Atmosphäre alter Horrorfilme.
-Euronymous wollte das rein Atmosphärische in der Musik und zudem das satanisch-Religiöse im Gesamten betonen, wie er im Interview an das Kill Yourself Zine #2 angab, wobei er durch andere Bandmitglieder nach Deads Ableben nur äußerst bedingt Unterstützung erhielt.
Wenn es nicht zu der Ermordung von Euronymous gekommen wäre, hätte es am Tag der Veröffentlichung einen Anschlag auf den Nidarosdom in Trondheim gegeben, welcher von einem Zeitungsauschnitt her das Albumcover ziert.
Interessant wäre auch die Gestaltung des Albums gewesen, wenn Dead dafür die Verantwortung getragen hätte. Vermutlich würde sie aus den von ihm angefertigten Zeichnungen mit toten Bäumen, Friedhöfen, Gräbern, Burgen etc. bestehen, wie sie im Booklet des Bootlegs of lord satan mysteries (Rehearsal-Aufnahmen mit Dead von 1989) zu sehen sind. Wie für die Songs "Funeral Fog" und "Buried by Time and Dust" hätte dann wohl jeder Track eine eigene Zeichnung erhalten, wodurch das Artwork in schwarz/weiß ausgefallen wäre und das Album einen anderen Charakter hätte. Das Layout der erhältlichen Version mit den mittelalterlichen Schriften beruht auf dem Konzept von Euronymous, welches Jorgen "Sjulag" Lid Wigen umsetzte. Der Schriftzug des Albumtitels stand bereits 1990 fest, wie sich Flyern zu damaligen Konzerten entnehmen lässt.